„«¡Hasta siempre, Comandante!»
… singe ich. Ich habe keine Ahnung, was der Text bedeutet. Jedenfalls gucken immer alle sehr revolutionär bei diesem Lied.
Das war damals schon so, in den 1960ern. Ich konnte es nicht vergessen. Sie haben es auf der Parteiversammlung gesungen, nachdem Che Guevara gestorben war. Danach immer wieder, aber nie mehr mit dieser Inbrunst und dem revolutionären Feuer wie in dem staubigen Zimmerchen unterm Dach des Instituts, in dem die Parteiversammlungen abgehalten wurden. Che war schließlich auch Arzt, einer von uns, quasi. Und er hatte mit dem Tod zu tun, irgendwie. Ich weiß noch, dass es regnete. Ein ganzes Jahr habe ich an den Versammlungen teilgenommen, dann hatte ich keine Lust mehr. Ich mochte meine Kollegen nicht diesen Schwachsinn reden hören und dieses Flackern in ihren Augen sehen, ob aus wahrem Glauben oder Misstrauen. Sie waren doch sonst blitzgescheite, feinsinnige Leute mit pathophysiologischem Gespür und messerscharfen Diagnosen. Ich schämte mich und warf mein Parteibuch auf den Tisch, dessen Sprelacart mit einem roten Tuch bedeckt war. Es war ausgefranst an den Rändern. Und vor dem Fenster wurde es Mai. Mit einem Parteiverfahren verbannten sie mich aus ihren Reihen. Man trat nicht einfach aus ihrer SED aus. Nie! Man wurde als konterrevolutionäres Element entfernt. Ich landete für fünf Jahre im Archiv. Aber was sind schon fünf Jahre in meinem Leben? Ich habe noch den Kaiser gekannt.
Mirtha schwingt die Hüften, Sydney klappert die Löffel, Blas trommelt den Topf zu „Hasta siempre“, und die Sonne scheint auf La Habana.“