Es war in den Neunzigern, da war ich schon im Westen. Nachtdienst in der Klinik. Einer mit Messerstichverletzungen lag auf dem Tisch. Die Polizei hatte ihn begleitet. Sie sagten er habe angefangen, sein Gegner sei unverletzt. Sie sagten, dass er rechte Parolen pöbelnd mit dem Messer auf ihn los sei. Der andere habe es ihm abgenommen … Sie hatten ein bisschen Häme im Blick.
Narkose für den rechten Helden
Steinige Miene, eisblauer Blick.
Sein Hass trifft mich ins Herz.
Siebzehn sei er, steht da.
Schweißperlen bevölkern seine Stirn.
Lippen zum blutleeren Strich verpresst.
Der Schmerz macht ihm die Luft zu dünn.
Also tropfe ich Narkose in sein junges, dummes Hirn
und mein Mitleid,
dass er nicht will.
Lider flattern wie frühreife Vögel
gnädigem Schlaf entgegen.
Der Puls morst Lebenszeichen in die Welt.
Hellblonder Flaum auf rosigem Hals
von echtem, menschlichem Blut verklebt.
Rotes sickert aus den Schlitzen in der Haut.
Man repariert seine Wunden,
klebt saubere Flicken dem schlafenden Sieger auf.
Dann ist’s vorbei.
Stöhnen, Erwachen, die Wahrnehmung blind,
der Moment des Menschseins zuende.
Die rechte Szene hat dich wieder, Kind.