Nervt nicht mit Pitching

Satz

Es gibt Sachen, die will ich nicht lernen, weil ich ihre Notwendigkeit nicht erkennen kann. Pitchen gehört dazu.

In Agenturen und Verlagen wachsen die Manuskriptberge, durch die sich Agenten und Lektoren knabbern müssen. Ich kann nachvollziehen, dass sie sich zunächst an einem Exposé und einer Textprobe orientieren möchten, bevor sie sich der Mühe unterziehen, den gesamten Roman zu lesen. Aber muss ich deshalb meinen Roman in einem einzigen Satz zusammenfassen können? Wenn ich etwas schreiben wollte, das im Umfang eines Satzes gesagt wäre, nun, dann würde ich halt diesen einen Satz zu Papier bringen und nicht 300 Seiten mit weiteren Sätzen vollschreiben. Vielleicht kann ich in einem Satz das Thema umreißen oder die zugrundeliegende Idee, aber wie soll das helfen, einen Roman zu beurteilen? Oder rückwärts gedacht: Was wäre das für ein mageres Projekt, das mit einem einzigen Satz zu beschreiben wäre?

Auf die Frage: „Erzähl mal, wie war der Film?“, antwortete mein Sohn, er war damals Fünf, ein wenig genervt: „Erst war Tarzan bei den Affen, dann bei den Menschen und dann wieder bei den Affen.“

Das stimmte so, also für „Tarzan“.

6 Kommentare

  1. Eine von den Selbstverständlichkeiten, die dennoch immer wieder gesagt werden müssen. Seine eigene Arbeit auf einen einzigen Satz zu reduzieren ist eine Zumutung. Doch anderen sei es dann gestattet, finde ich, zumindest wenn sie es ja nicht als ernsthafte Zusammenfassung, sondern nur als Teaser zur Erweckung von Neugier machen. Darin besteht letztlich auch die textliche Kunst der Werbung. Wir (einpaar Blogger) haben uns jetzt mal experimentell daran gemacht, Bücher in einem Satz vorzustellen: http://booksentence.tumblr.com. Und manchmal gibt es dann auch ein „mehr dazu“.

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    1. Ich sag ja nicht, dass ein knapper Appetizer zu Werbezwecken nicht nützlich sein kann. Ich sag nur, ich will das nicht für meinen Text machen MÜSSEN. Und ich finde, dass eh schon viel zu viel unzulässig verkürzt wird. Dabei bin ich nicht gerade jemand, der weitschweifig erzählt, im Gegenteil.

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  2. Klasse! Recht hast Du. Als „Spielerei“ (irgendwo läuft so eine Aktion, Twitter, Pinterest, was weiß ich wo, Klassiker in einem Satz zusammenzufassen) finde ich das mal witzig, aber nicht im „echten“ Leben: Ich würde das keinem Autoren zumuten wollen.

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  3. Erzähl mal Stephan, wie war der Western?
    Also, die ritten da rum, was weiß ich, was da los war!
    (Kindheitserinnerung, mit der Inhaltsangabe unseres Kumpels war herzlich wenig anzufangen)

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