An einen Neuankömmling

 

Diese Welt ist kein besonders schöner Ort, ich sag’s dir gleich. Ich will dir keine Angst machen, aber is so. Alle anderen wohnen auch darin, insofern hättest du es nicht besser treffen können. Manches ist gar nicht so schlecht. Gleich morgens zum Beispiel wird es hell, abends wieder dunkel. Dazwischen liegt etwas, das furchtbar lang ist und Tag heißt. Da kann man Sachen machen, nachts ist es finster und da wird nix gemacht, weil man schlafen muss. Du wirst ja selbst sehen.

Wenigstens bist du in einem verhältnismäßig guten Teil der Welt angekommen. Sicherheit, satt zu essen, ein Bettchen, winzige Kleiderchen, Kinderdocs mit einem aufmerksamen Blick auf dich. Mama, Papa und eine ausufernde Mischpoche hast du auch. Okay, ob sich Familie als gut erweist, wird sich zeigen. Aber erstmal ist es besser, man hat eine, als man hat keine. Du kannst sie dir ja erziehen.

Nun bist du wirklich noch sehr klein. Anfangs ist das immer so bei Leuten, das wird noch. Und während das wird, hast du Zeit, dich umzuschauen, zu wachsen, zu lernen, Quatsch zu machen, zu lernen, zu lachen, zu schreien, und vor allem zu lernen. Lernen, weißt du, ist neben Luft holen, das Wichtigste. Das lernst du gerade, ich weiß.

Willkommen also, Menschlein, unter uns.

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